Bewegung ist das halbe Leben
Der sportliche, gesellige Treffpunkt für den Mann
, Schwyter Heinz M.

Genussreise ins Tessin

Gleich drei Neuerungen prägten die Männerriege-Reise!

Die Reise der Männerriege Turbenthal beinhaltete gleich drei Neuerungen. Einmal wechselte vor einem Jahr die Verantwortung für die Reise von Dani zu Melchior. Die Tessin-Reise war quasi sein Gesellenstück. Dann fand die Reise nicht mehr am Wochenende statt, sondern wir waren am Freitag und Samstag unterwegs. Schliesslich nutzen wir seit langem wieder die Bahn.

Leider mussten zwei Kollegen kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen. So standen am Freitag Morgen früh 14 Männerriegler am Bahnhof. Ab Zürich sollten wir reservierte Plätze haben im Zug nach Bellinzona. Leider waren alle elektronischen Anzeigen ausgefallen, was die Orientierung erschwerte. Der Kondukteur konnte im stark belegten Zug auch nicht helfen. Er empfahl uns aber, in der ersten Klasse nach freien Sitzen zu suchen. So reisten wir ohne Aufpreis komfortabel ins Tessin. In der ersten Klasse gibt es auch verschiedene Kostgänger. Eine junge Frau reservierte für sich zwei Sitze, um flexibel zu sein. Zwei Frauen belegten vier Sitze, in dem sie einfach ihre Füsse auf den gegenüberliegenden Plätzen hochlagerten. Oder ein Ehepaar brauchte wegen des Hundes vier Plätze, weil sich niemand getraute, einen freien Sitz zu belegen. Eigentlich war geplant, im Speisewagen gemütlich bei Kaffee und Gipfeli zu reisen. Bei der Reservation wurde dem Organisator beschieden, dass wir mindestens für 1'500 Franken konsumieren müssten. Sie hatten wohl Angst, dass wir den Speisewagen unnötig blockierten. So opferten sich drei Kollegen und brachten uns den Kaffee und die Gipfeli an den Sitzplatz. Einzig ein Männerriegler ging vergessen.

Wie im Fluge vergeht die Zeit im Zuge! Schon bald hiess es «prossima fermata Bellinzona». Nach einem kurzen Spaziergang nahmen wir Platz im Ristorante Croce Federale. Jeder konnte sich dort nach Lust und Laune verpflegen. Der Kellner hat eine gewissen Schalck und brachte uns immer wieder zum Schmunzeln. Leicht durchgefroren und durchgelüftet wanderten wir hoch zum Castello Montebello. Dort wurden wir von Claudio und einem Team von Rapelli erwartet. Eingekleidet in Schutzmäntel und Kopfhaube gings dann in den Arbeitsraum. Der Chef zeigte, wie man flink eine Salami einschnürt. Nochmals langsam, damit alle mitkamen. Die drei vom Rapelli-Team standen dann zur Seite, wenn wir nicht mehr wussten, auf welche Seite wir die Schnur führen mussten. Zum Schluss wurde jeder Männerriegler mit seiner Salami fotografiert. Nach einigen Wochen werden uns die getrockneten, verzehrfertigen Salamis nach Hause gesandt. Die Arbeit an der Salami machte hungrig und durstig. Zum ersten Höhepunkt unserer Reise gehörte dann ein reichhaltiger Apéro mit Rapelli-Produkten, feinem Brot und einem tollen Wein von Delea.

Von Bellinzona ging es weiter mit dem Regionalzug und Postauto zum Hotel Bella Vista in Vira (Gambarogno). Die wunderschöne Anlage liegt leicht erhöht über dem Lago Maggiore und gegenüber von Locarno. Neben dem Haupthaus mit Reception und Speisesaal gehören mehrere Gebäude mit Zimmern zum Hotel. Die Männerriegler waren sich einig: Ein schönes Ferienhotel mit einem erhöhten Renovationsbedarf. Beim Abendessen konnte wieder jeder wählen, was ihn «gluschtete». Die Jasser kamen auf ihre Rechnung. Kurz nach 2200 Uhr wurden wir freundlich aufgefordert, den Speisesaal zu räumen.

Den zweiten Reisetag starteten wir mit einem reichhaltigen Frühstück. Danach ging es wieder mit dem Zug nach Cadenazzo, wo wir Richtung Locarno weiterfuhren. Beim dortigen Bahnhof ging es in den Untergrund zur Station der Centovalli-Bahn. Gemütlich ruckelten wir nach Verdasio, wo wir die 8-plätzige Seilbahn nach Rasa nahmen. Wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee, weshalb wir uns auf drei Bähnli aufteilen mussten. Das Fussgängerdorf Rasa liegt auf einer Höhe von 900 Metern, auf einer sonnigen Naturterrasse, umgeben von Weiden und Wäldern. Eingebettet in eine märchenhafte und idyllische Umgebung, hat Rasa einen romantischen und wunderschön gepflegten Ortskern. Die Steinhäuser, die seine Kirche umgeben, und die Blumenbeete in den gepflegten Gärten, sind authentisch malerisch. Das Dorf ist nicht mit dem Auto erreichbar und kann nur über die Wanderwege oder mit einer fünfminütigen Seilbahnfahrt von Verdasio aus erreicht werden.

Es ist schwierig, dem Zauber von Rasa zu entfliehen. Der Duft der Wälder, die die Berghänge zieren und der Blumen aus den makellosen Gärten, liegen hier in der Luft. Es scheint, als wäre man in einem anderen Jahrhundert, einer anderen Welt. Vielleicht gerade, weil Rasa das einzige Dorf im Tessin ist, das nicht von einer Strasse erschlossen wird. Bis 1958 - dem Jahr, in dem die Seilbahn gebaut wurde - konnte man es nur zu Fuss erreichen, abgeschnitten von der Welt. Es mangelt nicht an Picknickplätzen, um die umliegenden Berge zu bewundern und trotz der geringen Höhe in die friedliche, stille und zeitlose Atmosphäre des Hochgebirges einzutauchen. Dank seiner Einzigartigkeit und der privilegierten Aussicht, wurde Rasa zudem als Standort für eine Swing the World-Schaukel ausgewählt (die wir wohl verpasst haben).

Unser Ziel war auch nicht die Schaukel, sondern das Grotto. Glücklicherweise hatte Melchior uns dort angekündigt. Nach und nach füllte sich die Gaststube und die Terrasse mit weiteren, hungrigen Gästen. Wir wurden mit einer feinen Polenta und einem Ragout verwöhnt. Bei der nächsten Reise müssen wir wohl darauf hinweisen, dass die Portionen altersgerecht gestaltet werden sollten. Bei angeregten Gesprächen verging die Zeit wie im Fluge.

Und so standen wir wieder bei der Seilbahn, die uns sicher ins Tal brachte. Der Reiseleiter hat ganz in der Nähe eine Wohnung für den Rückzug aus unserer hektischen Welt gemietet. Deshalb war es naheliegend, dass er sich am Bahnhof von Verdasio von uns verabschiedete. Die Rückreise via Locarno klappte bestens. In Bellinzona bestiegen wir dann den Eurocity-Zug von Mailand nach Zürich. Hier klappte die Reservation tadellos. Um 2036 Uhr kamen wir wieder in Turbenthal an. Müde, voll von Eindrücken einer weiteren, tollen Männerriege-Reise. Der Reiseleiter hat seine Aufgabe mit Bravour gelöst. Danke!